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Für mehr Arten- und Umweltschutz

Warum sind Biodiversität und Artenvielfalt wichtig?

  • Veröffentlicht: 01.03.2021
  • 14:13 Uhr
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© picture alliance/Zoonar/JuergenLandshoeft

Was ist der Unterschied zwischen Biodiversität und Artenvielfalt? Warum ist beides so wichtig und wie können wir dazu beitragen, das natürliche Gleichgewicht in unserer Umwelt zu erhalten? Das und mehr erfährst du hier!

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Warum sind Biodiversität und Artenvielfalt wichtig?

Ohne die fleißige Biene sähe unsere Welt traurig aus. Der Bestäuber fliegt von Blüte zu Blüte und haucht den Pflanzen Leben ein: Der Apfelbaum würde keine Äpfel tragen ohne die Insekten; die Blume würde nicht blühen – wir hätten ohne Bienen keinen Honig, kein Obst, kein Gemüse. Natürlich ist die Biene nicht der einzige Bestäuber auf der Welt. In der Öffentlichkeit wird sie gerne als Vertreter für alle bestäubenden Insekten angeführt. Schließlich ist uns "Biene Maja" sympathisch – und wir möchte sie schützen. Damit schützen wir uns auch selbst: Denn sterben Insekten, ist die Lebensmittelproduktion der Menschen gefährdet.

Das Beispiel der Bestäuber zeigt: Biologische Vielfalt bildet die Grundlage unseres Lebens. Es gilt, Biodiversität und Artenvielfalt unbedingt zu erhalten. Oft werden beide Begriffe gleichgesetzt. Der Begriff Biodiversität umfasst jedoch noch viel mehr als die Vielfalt der Arten: Es geht dabei um die Wechselbeziehung von Organismen und der Umwelt.

Einige Forscher sind sich sicher, dass auch der Schlüssel für die Eindämmung künftiger Pandemien im Umweltschutz liegt. Schwinden Arten und Ökosysteme, rücken die überlebenden Arten automatisch näher zusammen. Diese Kontakte können dazu führen, dass auch Krankheiten überspringen: vom Tier auf den Menschen – und andersherum.

Du möchtest auch einen Beitrag zur Biodiversität und zum Artenschutz leisten? Inspirationen findest du auf dieser Seite. Das Thema ist zwar global, aber jeder Einzelne kann bereits mit kleinen Taten etwas bewirken.

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Was ist der Unterschied zwischen Biodiversität und Artenvielfalt?

Biodiversität und Artenvielfalt sind verschiedene Begriffe. Dennoch gehören sie zusammen: Artenvielfalt ist eine Unterkategorie der Biodiversität. Unter Artenvielfalt versteht man die verschiedenen Pflanzen, Pilz- und Tierarten auf der Erde. Biodiversität hingegen beschreibt die ganze biologische Vielfalt mit Öko- und Landschaftssystemen. Wie Biodiversität und Artenvielfalt ineinandergreifen und was sie im Einzelnen ausmacht, erfährst du im Folgenden. 

Was bedeutet Biodiversität?

Biodiversität wird auch als biologische Vielfalt bezeichnet. Der Begriff ist eine Kurzform für Biologische Diversität. Er umfasst verschiedene Aspekte – und widmet sich deren Schutz:

  1. Die Artenvielfalt: Sie beschreibt, wie viele unterschiedliche Pflanzenarten, Tierarten und Mikroorganismen es gibt. Die Artenvielfalt auf einer Blumenwiese ist beispielsweise höher als die Artenvielfalt auf einer reinen Rasenfläche.
  2. Die genetische Vielfalt: Sie beschreibt die Vielfalt des Erbguts. Arten können sich innerhalb einer Art und zwischen den Arten aufspalten. Dabei entsteht neues Genmaterial. Das passiert etwa, indem sich Tiere an Umweltbedingungen anpassen.
  3. Vielfalt der Ökosysteme: Berge, Moore und Wälder sind verschiedene Landschaften, in denen verschiedene Arten ihren Lebensraum finden.

Alle drei Bereiche stehen in Wechselwirkung zueinander: Organismen, Populationen und Lebensräume beeinflussen sich gegenseitig. Nehmen wir den Wald als Beispiel: Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind weltweit mehr als 1,6 Milliarden Menschen vom Wald abhängig. In diesem Ökosystem lebt etwa das Eichhörnchen. Es sammelt Nüsse und Samen und legt sich Vorräte für den Winter an. Damit trägt es dazu bei, dass sich Pflanzen im Wald verbreiten und junge Bäume nachwachsen. Gleichzeitig sind die Nager Nahrung für Greifvögel wie dem Habicht.

Die Natur hat ein cleveres Netzwerk gebildet, in dem die Arten voneinander profitieren. Dieses Netzwerk sichert die Existenz des Lebens. Je vielfältiger es ist, desto stabiler ist es – denn es entfalten sich mehr Möglichkeiten: es gibt mehr Nahrungsquellen und mehr Lebensräume. Vielfalt ist das wichtigste Überlebensprinzip der Natur. Sie stellt sicher, dass es genügend Organismen gibt, die sich an neue Bedingungen anpassen können.

Was bedeutet Artenvielfalt?

Achtung, das wird oft verwechselt: Artenvielfalt ist kein Synonym für Biodiversität, sondern ein Teilaspekt davon. Artenvielfalt wird auch als Artendiversität bezeichnet. Sie ist ein Maß dafür, wie viele unterschiedliche Tiere und Pflanzen innerhalb eines Lebensraumes oder geographischen Gebietes leben. Sie beschreibt also die Vielfalt der Flora und Fauna.

Diese zwei Faktoren spielen eine große Rolle für die Artenvielfalt:

  1. Wie heterogen sind die Bedingungen der Umwelt? Ressourcen wie Nahrung und Platz sowie physikalische Aspekte wie Niederschläge, Geologie und Bodenbeschaffenheit beeinflussen die Artenvielfalt. Es gibt Hotspots der Biodiversität, wo viele Organismen koexistieren – wie im Regenwald.
  2. Wie stark interagieren die Arten? Es entwickeln sich Symbiosen. Mykorrhizapilze etwa leben an den Wurzeln vieler Pflanzen und ernähren sich von den organischen Stoffen, die die Pflanzen bei der Photosynthese herstellen. Gleichzeitig geben sie Nährstoffe an ihre Versorgerpflanze ab.
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Wie entsteht Artenvielfalt & warum ist Artenvielfalt wichtig?

Alles, was wir zum Leben brauchen und nutzen, kommt letztlich aus der Natur: die Luft zum Atmen, Nahrung, Baumaterialien, Fasern für Kleidung sind nur einige Beispiele. Außerdem ist die Natur mit ihrem Artenreichtum ein Ruheraum und Ort der Erholung. Eine aktuelle Studie zeigt: Gibt es eine Vielfalt an Vögeln in städtischen Parks, beeinflusst das die Lebenszufriedenheit der Parkbesucher positiv.

Aber wie ist Artenvielfalt überhaupt entstanden? Vor 540 Millionen Jahren explodierte der Artenreichtum auf der Erde. Wissenschaftler erklären sich das mit der Verschiebung tektonischer Platten und extremer Nischenbildung. Tier- und Pflanzenarten passten sich an neue Lebensräume an und entwickelten sich zu neuen Arten weiter.

Faszinierend: Die mehr als 500.000 Pflanzenarten auf der Welt haben alle einen gemeinsamen Vorfahren. Das ergaben genetische Analysen. Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift "Nature" besagt: Als Pflanzen sich vom Wasser aufs Land ausbreiteten, expandierte die Vielfalt ihres genetischen Materials. Die Pflanzen brauchten genetische Innovationen für die Anpassung an ihren neuen Lebensraum.

Indem Tiere und Pflanzen sich neue Lebensräume suchen, sichern sie sich ihr Fortbestehen. Im Laufe der Zeit bilden sich so hochkomplexe Ökosysteme – an Land und in den Weltmeeren. Diese Systeme können aus dem Gleichgewicht geraten, selbst wenn nur eine einzige Art ausstirbt.

Die Artenvielfalt zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe: aus ökologischen, ökonomischen, sozialen und ethischen Gründen. Auch für das Wohlergehen des Menschen ist Artenvielfalt entscheidend. Seit der Corona-Pandemie rückt mehr und mehr ins Bewusstsein, wie wichtig Artenvielfalt auch für die menschliche Gesundheit ist. 70 Prozent menschlicher Infektionserreger stammen ursprünglich aus dem Tierreich: SARS, HIV, Ebola und Influenza sind nur einige Beispiele. Der UN-Biodiversitätsrat warnt: Pandemien werden künftig zunehmen. Da Arten schwinden, kommen andere Arten eher in Kontakt, das Infektionsrisiko steigt. Das gilt es zu vermeiden. Umwelt- und Artenschutz ist folglich auch Schutz vor Infektionskrankheiten.

Artenvielfalt hat auch einen Einfluss auf den Klimawandel – und andersherum. Schauen wir uns als Beispiel den Trompetervogel an. In Südafrika transportiert der Fruchtfresser bei seinen täglichen Ausflügen in Agrarlandschaften Samen. Forscher dokumentierten die Flugrouten. Sie konnten zeigen: Der Vogel trägt dazu bei, dass Baumarten von einem Wald zum anderen kommen. Das ist teils nötig, da sich die guten Standorte für die Bäume durch den Klimawandel verschoben haben. Die Bäume müssen Richtung Süden wandern, um zu überleben. Dank des Vogels können sich die Bäume an den Klimawandel anpassen und sich in Gebieten ansiedeln, die für sie klimatisch bessere Bedingungen stellen. So bleibt Wald erhalten. Und dieser beeinflusst auch seinerseits das Klima: Er kühlt seine Umgebung und wirkt sich auf den Wasserkreislauf aus.

Warum und wodurch wird Artenvielfalt bedroht und zerstört?

Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats alarmierte 2019 die Öffentlichkeit: Die Experten warnten, dass eine Million Arten auf der Welt bedroht seien. Bei den Pflanzen sind Palmfarne stark betroffen. Bei den Tieren Amphibien, Korallen und Rochen.

In Mitteleuropa gibt es den Common Bird Index. Dieser erfasst die Vogelarten nach Lebensräumen. Im Wald lebende Vögel sind weniger stark bedroht. In der Agrarlandschaft schwindet die Vielfalt an Vogelarten allerdings dramatisch. Woran liegt das? In der deutschen Agrarlandschaft gibt es heute weniger Fruchtfolgen und Unterbrechungen der Feldlandschaft durch Hecken als früher. Es gibt große Flächen mit Monokulturen von Getreide, Raps und Mais. Dafür schwinden Weiden und Wiesen, denn mehr Tiere werden im Stall gehalten. Schädlingsbekämpfung und Düngung nimmt zu. Es gibt nur kleine Flächen für Naturschutz. Naturflächen fallen dem Bau von Siedlungen, Infrastruktur und Industrie zum Opfer.

Weltweit zählen folgende Faktoren zu den Hauptursachen für die Bedrohung der Arten:

  • Intensive Landnutzung wie Landwirtschaft und Waldrodungen
  • Ausbeutung der Meere durch Fischfang
  • Umweltverschmutzung
  • Einwanderung invasiver/gebietsfremder Arten, die heimische Arten verdrängen
  • Klimawandel lässt Lebensräume schwinden

All diese Punkte sind wiederum getrieben vom Bevölkerungswachstum, dass stetig steigt. Die Menschheit nutzt die Natur 1,6 Mal schneller, als diese sich regenerieren kann. Die Menschen haben in den vergangenen Jahren bereits im Juli/August die Ressourcen fürs ganze Jahr aufgebraucht. Das zeigt der Earth-Overshot-Day, der Erdüberlastungstag.

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Daten, Fakten & Co. zum Thema Artenvielfalt

Auf einen Blick gibt es für dich hier spannende Daten und Fakten zum Artenschutz. Einige kannst du direkt im Kalender eintragen:

  • Am 3. März findet jährlich der Tag des Artenschutzes (World Wildlife Day) statt. Organisationen und Institutionen planen weltweit Aktionen.
  • Am 22. Mai ist der Tag der Artenvielfalt (mehr Infos siehe unten).
  • Weltweit gibt es rund 1.380.000 Tierarten, 3330.000 Pflanzenarten und 140.000 Pilzarten laut dem Bundesamt für Naturschutz.
  • Wissenschaftler schätzen, dass nur etwa 10 bis 15 Prozent aller an Land und im Ozean lebenden Arten bekannt sind.
  • Jedes Jahr entdecken Menschen 15.000 bis 18.000 neue Tier- und Pflanzenarten.
  • Lazarus-Effekt: Manchmal tauchen Arten wieder auf, die als ausgestorben galten. Der Quastenflosser ist so ein Beispiel. Und hierzulande kehrte die Bayerische Kurzohrmaus zurück.

Wie viele Arten sind bekannt?

1,7 Millionen Arten weltweit sind bekannt. Experten schätzen aber, dass es rund 8 Millionen Arten gibt. 25 Prozent der bekannten Arten sind gefährdet. Für eine bessere Übersicht klassifizieren Biologen Organismen nach ihren Eigenschaften. Das sind die fünf Reiche der Lebewesen:

  • Tiere
  • Pflanzen
  • Pilze
  • Protisten = Einzellige Lebewesen
  • Prokaryoten = Lebewesen ohne Zellkern

Welche Länder haben die größte Artenvielfalt?

Manche Länder sind regelrechte Schatzkammern der Artenvielfalt. Die Hot Spots liegen meist in tropischen und subtropischen Regionen. Regenwälder und Korallenriffe strotzen vor Leben. Die Crux daran: Die 25 Gebiete mit der höchsten Artendichte bedecken lediglich 1,4 Prozent der Erdoberfläche. Aber sie bieten den Lebensraum für knapp die Hälfte aller Pflanzen und ein Drittel aller Wirbeltierarten.

Die Top 3 der pflanzenreichsten Länder sind:

  1. Brasilien
  2. Kolumbien
  3. China

Der Artenreichtum der Pflanzen überträgt sich auf die Tiere. In den pflanzenreichen Regionen leben laut einer Studie zugleich 74 Prozent aller Säugetierarten, 89 Prozent aller Vogelarten und 80 Prozent der Amphibienarten.

Zum Vergleich: In Deutschland leben nur etwa vier Prozent aller Tierarten. Deutschland ist laut Bundesamt für Naturschutz mit etwa 48.000 Tierarten, 9.500 Pflanzen- und 14.400 Pilzarten ein eher artenarmes Land.

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Tag der Artenvielfalt

Feier mit! Am 22. Mai ist jährlich der internationale Tag für biologische Vielfalt, kurz Tag der Artenvielfalt. Die Vereinten Nationen (UN) riefen ihn ins Leben. Der Tag erinnert daran, dass die Weltgemeinschaft am 22.Mai 1992 das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedete. Seither setzt sich die Weltgemeinschaft regelmäßig Ziele zum Erhalt der Biodiversität. Der Feiertag soll das Bewusstsein dafür stärken.

Artenschutz- so kann jede:r helfen!

Artenschutz ist wichtig, damit unser Leben lebenswert bleibt. Zudem tragen wir heute eine Verantwortung für folgende Generationen. Artenschutz und Umweltschutz greifen ineinander. Mit einem nachhaltigen Lebensstil trägst du zum Artenschutz bei. Hier gibt es einige Tipps:

  • Kaufe biologisch und fair produzierte Lebensmittel, am besten regional.
  • Verzichte auf den Genuss gefährdeter Fischarten. Achte auf das MSC-Siegel. Es kennzeichnet nachhaltig gefangene Wildfische.
  • Im WWF-Fischratgeber (auch als App) findest du etwa Infos zu der Bestandssituation.
  • Fleisch hat eine schlechte Ökobilanz. Für Rinderhaltung etwa wird Regenwald abgeholzt. Reduzierst du deinen Konsum, tust du etwas für die Umwelt.
  • Wie ist dein Reiseverhalten? Wenn möglich, reise mit Bus und Bahn statt mit dem Flieger. So sparst du CO2 ein.
  • Vermeide Müll: Checke aus, ob es einen Unverpackt-Laden in deiner Nähe gibt. Plastik in den Ozeanen bedroht zahlreiche Lebewesen.
  • Spare Wasser im Alltag: Stell das Wasser beim Einschäumen unter der Dusche ab. Fang klares Wasser im Haushalt auf und nutze es etwa zum Blumengießen.
  • Schaffe Lebensräume: Bau etwa ein Bienenhotel in deinem Garten. Lass den Rasen länger wachsen. Pflanze Hecken und Blumenwiesen an. Gehölze im Garten nutzen Igel gerne als Unterschlupf.

Da in Deutschland vor allem in den Agrarlandschaften Arten sterben, erarbeiteten die wissenschaftlichen Akademien einen Plan für mehr Biodiversität. Folgendes muss demnach getan werden:

  • mehr Ökolandbau
  • größere Flächen mit Weiden und Wiesen
  • nachhaltige Schädlingsbekämpfung
  • Pflanzenschutz und Dünger reduzieren
  • Strukturreiche Landschaften schaffen mit Hecken, Bäumen und Brachen

(Quellen: Greenpeace, Universität Halle, Nature, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Research Gate, Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services)

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  • 03.05.2021
  • 12:33 Uhr