Anzeige
Wieder Tote in der Ägäis

Erste Flüchtlingsumsiedlung aus Athen

  • Veröffentlicht: 04.11.2015
  • 11:34 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© dpa

Hoffnung für einige wenige Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak: Sie können einen Neustart in Luxemburg machen. Zehntausende warten auf den Ägäisinseln noch auf ihre Umsiedlung. Dort eskaliert die Lage.

Anzeige

Zehntausende Flüchtlinge sind derzeit in Griechenland - unter teils schlimmen Bedingungen. Nun hat dort die Umverteilung der ersten Flüchtlinge nach Westeuropa begonnen. Insgesamt 30 Menschen - vier Familien aus Syrien und zwei aus dem Irak - flogen am Mittwoch an Bord eines kommerziellen Fluges von Athen nach Brüssel. Sie sollen in Luxemburg aufgenommen werden, wie die Regierung in Athen mitteilte. Ein Streik der Seeleute verschärfte aber zugleich die Lage in Griechenland: Am Mittwoch saßen Tausende von Flüchtlingen auf den Ostägäisinseln fest, weil keine Fähren zum Festland verkehrten.

Zum Start der Umverteilungsaktion gab es im Flughafen von Athen eine eine kleine Feier. Daran nahmen neben dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der für die Migration zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos sowie der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn teil, wie das griechische Fernsehen berichtete.

Tsipras für Registrierzentren in der Türkei

Tsipras sagte an die Adresse der Flüchtlinge gewandt: "Heute haben Sie die Möglichkeit, eine Reise in die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu machen." Das sei nur der Anfang und nicht die Lösung. Es sei die gemeinsame Verantwortung der Europäer, das Drama der Flüchtlinge in der Ägäis zu beenden, das für Europa "beschämend" sei. Tsipras schlug erneut die Bildung von Registrierzentren in der Türkei vor. Von dort könnten dann die Menschen in Europa umverteilt werden ohne die gefährliche Reise über die Ägäis unternehmen zu müssen.

"Es dürfte eigentlich kein Problem sein, unter 570 Millionen Einwohnern in der EU diese Menschen verteilen zu können", sagte Schulz. Er bedankte sich bei den Griechen, die den Flüchtlingen trotz einer der schlimmsten Finanzkrisen ihrer Geschichte helfen würden. 

Umverteilung von knapp 160 000 Schutzsuchenden

Das Umsiedlungsprogramm war im September von einigen EU-Ländern beschlossen worden. Es sieht die Umverteilung von knapp 160 000 Schutzsuchenden aus Italien und Griechenland nach Nord- und Westeuropa vor. Den Anfang machten vor einem Monat 19 Eritreer, die von Rom nach Schweden geflogen wurden. Bisher wurden nach Angaben der EU-Kommission aber nur 86 Flüchtlinge umverteilt.

Am Dienstagabend waren vor Lesbos erneut fünf Flüchtlinge nach dem Kentern eines Bootes ertrunken - darunter auch zwei Kinder. Wie die Küstenwache weiter mitteilte, wurden etwa 40 Menschen gerettet. Binnen vier Tagen kamen in der Ägäis mindestens 60 Menschen um.

Vor allem auf der griechischen Insel Lesbos herrschen zurzeit schlimme Zustände. Wegen eines seit Montag andauernden Streiks der Seeleute fielen am Mittwoch - am dritten Tag in Folge - alle Fährüberfahrten aus. Deshalb konnten keine Flüchtlinge von den Inseln zum Festland gebracht werden. Schätzungen von örtlichen Medien nach warteten allein im Hafen von Mytilini auf Lesbos mehr als 6000 Menschen auf die Überfahrt nach Piräus. Am späten Dienstagabend kam es zu Demonstrationen verzweifelter Migranten, die nach Westeuropa weiterwollen. "Athen, Athen!", skandierten sie und forderten, aus Lesbos abgeholt zu werden, wie das griechische Fernsehen zeigte.

Streik soll bis Samstag dauern

Die Gewerkschaft der Seeleute weigerte sich nach Medienberichten trotz Aufrufen der Behörden und humanitärer Organisationen, eine Ausnahme zu machen und Fähren nur für Flüchtlinge zum Festland fahren zu lassen. Der Streik gegen Rentenkürzungen soll bis Samstag dauern.

Am Mittwochabend sollten 70 Migranten aus Pakistan aus Griechenland ausgewiesen werden. Sie hätten keinen Anspruch auf ein Asyl in der Europäischen Union, berichtete die griechische Presse. Den Flug von Athen in die pakistanische Hauptstadt Islamabad finanziert die EU.

Mehr Informationen
Tuerkei_Urlaub_dpa
News

Reisebüros glauben nicht an Türkei-Comeback

  • 05.06.2023
  • 12:10 Uhr