"The Real Love"
Stallone zeigt sich als Maler
- Veröffentlicht: 17.05.2015
- 12:36 Uhr
- dpa
Sylvester Stallone malt, noch bevor er als Schauspieler bekannt wird. Spät outet sich der Actionstar. Seine zweite Ausstellung in einem Museum zeigt er nun in Nizza. Expressive und sehr persönliche Werke.
Sylvester Stallone hat über 40 Jahre lang ein Doppelleben geführt. Das als Schauspieler fing 1976 mit dem Boxer-Drama "Rocky" an und ging mit "Rambo" und "The Expendables" bis heute weiter. Das als Maler begann lange davor und ist eng mit seiner Schauspielkarriere verbunden. "Meine Kunst lehnt sich an mein Leben an", gestand der Actionheld (68). Sie sei seine eigentliche Leidenschaft, wie der Titel der Ausstellung im südfranzösischen Nizza auch verrät: "The Real Love", die wahre Liebe.
Gezeigt werden bis zum 30. Mai mehr als 30 Gemälde, die Stallone zwischen 1975 und 2015 gemalt hat. Expressive und farbenkräftige Werke, die zwischen Figuration und Abstraktion schwanken. Eröffnet wird die Retrospektive mit "Finding Rocky". Ein Gemälde, auf dem im Vordergrund skizzenhaft das Gesicht eines Mannes abgebildet ist, das dem von Stallone gleicht. Aus dem lilafarbenen Hintergrund tauchen eine Häuserskyline auf und Zeitungsausschnitte. Auf einem davon ist "BOX" zu lesen.
Gemälde als Grundstein für Schauspielkarriere
Das Bild entstand im Jahr 1975 – und war Grundstein seiner Schauspielkarriere. "Ich suchte nach der Figur Rocky. Ich wusste nicht, wie ich sie beschreiben sollte, wie sie sein sollte", erklärte Stallone am Samstag auf der Pressekonferenz in Nizza. "Sylvester Stallone Real Love: Paintings 1975-2015" ist nach der Retrospektive in Sankt Petersburg die zweite Ausstellung in einem Museum.
"Vor der Leinwand hat Rocky plötzlich Gestalt angenommen", erzählte er. Das Drehbuch zu dem gleichnamigen Film, in dem er auch die Hauptrolle spielt, sei daraufhin in wenigen Tagen geschrieben gewesen. "Wenn mir die Worte fehlen, um auszudrücken, was mich bewegt, dann male ich." Über Nacht wurde Stallone mit dem Film, der drei Oscars gewann, zum Weltstar.
Einen besseren Ort und Zeitpunkt hätte Stallone nicht finden können, um sich der breiten Öffentlichkeit als Künstler vorzustellen. Nizza liegt rund 35 Kilometer von Cannes entfernt, wo derzeit der Wettbewerb um die Goldene Palme läuft. Viele der Festival-Journalisten kamen, um diesmal Stallone als Maler zu entdecken. Im Jahr 2013 fuhr er noch zusammen mit Arnold Schwarzenegger und anderen Actionhelden mit einem Panzer durch Cannes, um für "The Expendables 3" zu werben.
Bis zu 300 Werke hat Stallone gemalt
Er zeichnete bereits als Junge. "Ich hatte eine schwere Kindheit und kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Ich war ungefähr acht oder neun Jahre alt, als ich anfing, meine Gefühle visuell umzusetzen", sagte der Weltstar. Die Gesamtzahl seiner Werke schätzt Stallone auf 200 bis 300. Als Atelier dient ihm vorwiegend die Garage in seiner Villa in Miami.
Am besten malt Stallone, wenn es ihm schlecht geht. "Die schönsten Werke sind die, die ich aus einer Krise heraus geschaffen habe." Zu den "Ich habe einen Blues"-Bildern gehört auch "The Death of a Friend", ein Werk, auf dem sich eine Silhouette vor einem roten und schwarzen Hintergrund absetzt. Es ist Jane Oliver gewidmet, seiner ersten Managerin, die 1975 an Krebs gestorben ist. Ihr hat Stallone bei fast allen Rocky-Filmen am Ende des Abspanns folgende Hommage gewidmet: "This movie is dedicated to the enduring memory of Jane Oliver."
Stallone malt seit über 40 Jahren. Damit in die Öffentlichkeit treten, wollte er nie, wie er sagte. Dass er sich nun so spät outet, geht auf die Begegnung mit der Kunsthändlerin Krystyna Gmurzynska zurück. Die renommierte Schweizer Galeristin zählt Stars und Prominente zu ihren Kunden, darunter auch Stallone. Vom Sammler - in seiner Villa in Miami hängen Werke von Francis Bacon und Andy Warhol, der den Actionstar auch porträtiert hat - ist Stallone nun einer der Kunstschaffenden der Züricher Galerie geworden. Sammler soll er auch schon haben, wie die Expertin sagte. "Seine Werke werden nicht gekauft, weil er Stallone heißt, sondern weil er ein Künstler ist."