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Rassismusvorwurf

Tönnies unter Druck

  • Veröffentlicht: 05.08.2019
  • 18:43 Uhr
  • dpa
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Mit seinen Aussagen über Afrikaner erhitzt Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies weiter die Gemüter. Vom DFB-Integrationsbeauftragten Cacau kommt heftige Kritik. Am Dienstag will sich der Ehrenrat des FC Schalke 04 mit dem Vorfall befassen.

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Der Druck auf Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nach seinen Aussagen über Afrikaner nimmt immer weiter zu. Auch der Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Ex-Nationalspieler Cacau, zeigte sich in einer Erklärung am Montag «geschockt». Der in Brasilien geborene Cacau bezeichnete Tönnies' Aussagen als «verächtliche Worte».

Am Dienstag soll der Club-Boss nach seinem verbalen Fehltritt vor dem Ehrenrat des Fußball-Bundesligisten Rede und Antwort stehen. Der 63 Jahre alte Fleischfabrikant habe unverzüglich zugesagt, der Einladung des in diesem Fall maßgeblichen fünfköpfigen Vereinsgremiums zu folgen, sagte Anja Kleine-Wilde, Leiterin der Schalker Unternehmenskommunikation, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Mögliche Sanktionen reichen von einer «Verwarnung», einem «Verweis» bis zur «Enthebung aus Vereinsämtern auf Zeit und Dauer».

Der Fleisch-Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück hatte in der Vorwoche beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. «Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren», sagte Tönnies.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki bezeichnete diese Aussagen als «drastisch», aber zulässig. Der Bundestagsvizepräsident sagte, die Darstellungen von Tönnies seien «vielleicht auch notwendig» gewesen, «um auf ein Riesendilemma der selbst ernannten Klimaaktivisten hinzuweisen. 1972 leben circa 4,5 Milliarden Menschen auf der Erde, heute sind es circa 7,5 Milliarden, die ernährt, untergebracht, beschäftigt werden und deren Mobilitätsbedürfnisse sicher nicht geringer sein werden als heute.» 2100 seien es möglicherweise zwölf Milliarden Menschen.

Asamoah:  "Das können wir nicht dulden"

Der 67-Jährige sagte «tagesspiegel.de», er verteidige «nicht den Ton der ziemlich drastischen Aussage von Clemens Tönnies. Das tut er ja selbst auch nicht. Ich verteidige die Meinungsfreiheit und wende mich gegen die moralische Impertinenz, mit der sofort die öffentliche Verfolgung bis hin zur Existenzvernichtung aufgenommen wird. Tönnies hat ein gravierendes Problem der Klimadiskussion benannt, das tatsächlich einer dringenden Beantwortung bedarf.»

Zahlreiche andere Vertreter aus Sport und Politik hatten Tönnies deutlich kritisiert. In Gerald Asamoah hatte selbst ein Angestellter des Vereins öffentlich harsche Kritik geäußert. Er sei «sehr überrascht, geschockt und auch verletzt», schrieb der gebürtige Ghanaer und Manager des Schalker U23-Teams auf Twitter und forderte sogar Konsequenzen: «Er beleidigt mich und alle anderen Betroffenen. Das können wir nicht dulden.»

Dass sich Tönnies inzwischen mehrfach für Inhalt und Form entschuldigt» habe, sei «dringend nötig» gewesen, sagte Cacau. «Je länger ich darüber nachdenke, desto unvorstellbarer wird es, dass ein Mann seiner Position und Erfahrung so generalisierend und abfällig über die Bevölkerung eines ganzen Kontinents spricht.» Der 38-Jährige begrüßte, dass die Äußerungen von Tönnies von der DFB-Ethikkommission untersucht werden und mahnte: «Wir Fußballer und Funktionäre tragen eine besondere Verantwortung und sollten uns gegen Rassismus authentisch und mit aller Kraft einsetzen und nicht an einer Spaltung mitwirken, die ohnehin in unserer Gesellschaft spürbar ist.»

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