Pussy Riot
Vergifteter Aktivist verlässt die Charité
- Veröffentlicht: 26.09.2018
- 21:03 Uhr
- dpa
Noch immer ist unklar, wer ihn vergiftet hat. Klar ist nur, dass Kreml-Kritiker Pjotr Wersilow dank der Hilfe deutscher Ärzte überlebt hat. Die Spur zu den vermuteten Tätern führt auch nach Afrika.
Der Pussy-Riot-Aktivist Pjotr Wersilow ist nach knapp zweiwöchiger Behandlung wegen Vergiftungssymptomen aus der Berliner Charité entlassen worden. Wie die Universitätsklinik am Mittwoch mitteilte, hat sich sein Gesundheitszustand deutlich verbessert.
Nach Angaben seiner Freundin will Wersilow auf jeden Fall nach Russland zurückkehren. Zuvor wollten beide sich aber noch einige Wochen erholen, sagte sie dem russischen Privatsender RTVi.
Auf der Suche nach dem Gift
Die Klinik hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, sie halte eine Vergiftung Wersilows für wahrscheinlich. Anders sei die Entwicklung der Symptome innerhalb der kurzen Zeit nicht zu erklären. Charité-Chef Prof. Karl Max Einhäupl sagte jetzt, die toxilogischen Untersuchungen hätten bislang allerdings auch keinen eindeutigen Hinweis auf die auslösende Substanz erbracht.
Wersilow, Mitglied der russischen Polit-Punk-Band Pussy Riot, machte den russischen Geheimdienst für seine Erkrankung verantwortlich. "Ich gehe fest davon aus, dass der russische Geheimdienst hinter meiner Vergiftung steckt, möglicherweise der russische Aufklärungsdienst GRU", sagte er der "Bild"-Zeitung.
Verbindung zu Morden in Afrika
Der 30-Jährige sieht einen Zusammenhang zu drei russischen Journalisten, die im Juli in Zentralafrika ermordet worden seien. Sie seien eng mit ihm verbunden gewesen und hätten über russische Söldner in Zentralafrika berichten wollen.
Er kündigte an, den Tod der Journalisten weiter aufklären zu wollen. Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden.
Dank privater Gelder in Berlin gelandet
Wersilow war am 15. September auf Bitten seiner Familie nach Vergiftungssymptomen mit einer Ambulanz-Maschine von Moskau nach Berlin geflogen und an der Charité untersucht worden. Die Hilfsaktion war von der privaten sozialen Initiative Cinema for Peace unterstützt worden.
Zuvor war er in einem Moskauer Krankenhaus behandelt worden. Die Charité erklärte, sie stehe nach wie vor mit den Moskauer Kliniken in Kontakt, um weitere Informationen über die Erstbehandlung des Patienten zu bekommen.