EU-Kommissionspräsidentin besucht Buschta
Von der Leyen besucht Butscha nach Bekanntwerden von Kriegsverbrechen
- Veröffentlicht: 08.04.2022
- 18:01 Uhr
- dpa
Die Bilder von teils gefesselten Leichen im ukrainischen Butscha haben weltweit für Entsetzen gesorgt. Nun hat die Präsidentin der EU-Kommission von der Leyen den Ort besucht.
Als Zeichen der Solidarität hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitten im Krieg die Ukraine besucht und sich ein Bild von Gräueltaten der russischen Armee gemacht. Als erste westliche Spitzenpolitikerin fuhr sie nach Bekanntwerden russischer Kriegsverbrechen in den Kiewer Vorort Butscha. "Wir haben das grausame Gesicht von Putins Armee gesehen, wir haben die Rücksichtslosigkeit und die Kaltherzigkeit gesehen, mit der sie die Stadt besetzt hat", sagte die deutsche Politikerin am Freitag.
Kurz vor ihrer Ankunft in Kiew schlugen auf einem Bahnhof in der Ostukraine Raketen ein und töteten dort Dutzende Menschen, die sich wegen des Krieges in Sicherheit bringen wollten. Von der Leyen wollte in Kiew auch Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen.
Viele Tote nach Angriff in Kramatorsk
Auf dem Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk warteten nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko Tausende Menschen darauf, mit dem Zug fliehen zu können. Laut dem ukrainischen Eisenbahnchef Olexander Kamischyn schlugen zwei Raketen ein. Es seien 50 Menschen gestorben, darunter fünf Kinder, sagte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, dem Portal "strana.news" zufolge. Bei der Attacke auf den Bahnhof der Stadt seien zudem 98 Menschen verletzt worden, davon 16 Kinder. Auf Videos und Fotos waren leblose Menschen neben zurückgelassenen Koffern und Taschen sowie einem Kinderwagen zu sehen.
Die ukrainische Führung hatte Menschen in der Ostukraine aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen, weil eine russische Offensive erwartet wird. Russland kündigte an, Angriffe auf die Region zu konzentrieren. Selenskyj machte Russland für die Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den Geschossen um Raketen des Typs "Totschka-U". Auch prorussischen Separatisten sprachen von einer "Totschka-U", behaupteten aber, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. Kramatorsk liegt im ukrainisch kontrollierten Teil der Region Donezk, auf die die Separatisten Anspruch erheben.
EU-Kommissionspräsidentin am Ort des Grauens
Von der Leyen war mit dem Zug nach Kiew gefahren. Die Reise sei ein "deutliches Zeichen der Unterstützung für die Ukrainer", sagte sie. Die frühere Bundesverteidigungsministerin sah sich später in Butscha die Exhumierung von Leichen eines Massengrabes an. Am Wochenende hatten vor allem Bilder von teils gefesselten Leichen auf den Straßen des Kiewer Vororts Butscha Entsetzen ausgelöst. Die Ukraine macht russische Truppen für die Gräueltaten an Hunderten Bewohnern verantwortlich. Moskau bestreitet das und spricht von einer "Inszenierung" und "Provokation", ohne dafür Beweise vorzulegen.
Als Reaktion auf das Massaker an Zivilisten in Butscha beschlossen die EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland. Darunter sind ein Importverbot für Kohle aus Russland sowie neue Beschränkungen für den Handel und ein weitgehendes Einlaufverbot für russische Schiffe in EU-Häfen. Mittlerweile froren EU-Staaten Vermögenswerte in Höhe von rund 30 Milliarden Euro von sanktionierten Personen und Einrichtungen aus Russland und Belarus ein.