So funktioniert's als Patchwork-Familie
Patchwork-Glück: Wir verraten, wie du zur einmaligen Stiefmutter wirst!
- Aktualisiert: 25.09.2023
- 09:56 Uhr
- Anna Ullrich
Abweisend, lieblos und kühl – die Synonyme von "stiefmütterlich" gleichen dem Bild, das Märchen von der bösen Stiefmutter oftmals vermitteln. Die Realität sieht heute zum Glück meist anders aus: In Patchwork-Familien bemühen sich Stiefmütter sehr, ihre Rolle zu finden und alten Klischees zu trotzen.
Die Vorstellung, dass Stiefeltern sich schlechter um die Stiefkinder kümmern, weil sie nicht die gleichen Gene haben, hat die Forschung zum Glück längst widerlegt. Eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung zeigte, dass die Fürsorge der Eltern von mehr abhängt als von der biologischen Verwandtschaft. Was eine gute Stiefmutter tun kann, um das Leben ihrer Patchwork-Familie zu erleichtern und welche Rechte und Pflichten du als Stiefmutter hast, erfährst du hier.
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Probleme in der Familie? Erziehungshelferin Katia Saalfrank gibt Ratschläge!
Wann gilt man als Stiefmutter?
Umgangssprachlich wird die neue Frau an der Seite des Vaters meist als Stiefmutter betrachtet, egal, ob sich die leiblichen Eltern der Kinder getrennt oder scheiden lassen haben oder die Mutter verstorben ist. Doch rechtlich gilt die neue Frau an der Seite des Vaters erst als Stiefmutter, wenn sie mit dem Vater der Kinder verheiratet ist. Andersherum gilt natürlich auch der neue Mann an der Seite einer Mutter erst als Stiefvater der Kinder, die sie mit in die Beziehung bringt, nachdem sich das Paar das Ja-Wort gegeben hat.
Welche Rechte und Pflichten hat eine Stiefmutter?
Stiefeltern haben nicht denselben Status wie die leiblichen Eltern der Kinder. Zum Beispiel haben sie kein Sorgerecht und sind demnach auch nicht erziehungsberechtigt – auch, wenn sie im realen Alltag natürlich zur Erziehung der Kinder beitragen. Wenn der Vater das alleinige Sorgerecht hat, bekommt die Stiefmutter durch die Eheschließung das sogenannte "Kleine Sorgerecht". Das kleine Sorgerecht berechtigt Stiefeltern, in alltäglichen Angelegenheiten Entscheidungen für das Stiefkind zu treffen. Das betrifft zum Beispiel den Schulalltag, Krankmeldungen, die Behandlung leichter Krankheiten, Vorsorgeuntersuchungen, Schlafenszeiten, Hygiene, Ernährung und Freizeitgestaltung.
Größere Entscheidungen, die nicht so leicht umkehrbar sind, wie zum Beispiel die Anmeldung in einer Schule oder einem Kindergarten, Taufe oder Operationen dürfen Stiefeltern aber nicht allein treffen. Wenn sich die leiblichen Eltern das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder teilen, muss für die neuen Partner eine Vollmacht erteilt werden, damit sie das kleine Sorgerecht bekommen.
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4 Tipps, eine gute Stiefmutter zu sein
1. Die eigene Rolle finden
Als Stiefmutter solltest du dir deiner Rolle bewusst werden. In den Augen der Kinder kann ein Stiefelternteil die leiblichen Eltern nicht ersetzen. Bei dem Versuch, eine Ersatzmutter zu sein, ist Ärger vorprogrammiert. Wenn sich Stiefmütter eher als Bonusmutter verstehen, die nicht in Konkurrenz zu einem anderen Elternteil steht, sondern ergänzend das Leben der Kinder bereichern will, baut sicher eine bessere Beziehung zu den Kindern auf. Wie das im Detail aussieht, hängt ganz von den individuellen Umständen der Patchwork-Familie ab.
2. Unterstützen, aber auch Raum geben
Für Kinder kann es schwer sein, die neue Partnerin an der Seite ihres Vaters zu akzeptieren. So hart es sich auch anfühlt, nimm dir Sätze wie "Du bist nicht meine richtige Mama!" nicht zu sehr zu Herzen und nimm es den Kindern nicht übel. Stattdessen kannst du den Vater unterstützen, indem du ihm auch Zeit allein mit den Kindern ermöglichst.
3. Erziehungsstil der Eltern akzeptieren
Wenn Kinder getrennter Eltern zwischen zwei Haushalten hin und her wechseln müssen, kann es sehr verwirrend sein, wenn sie Zuhause andere Regeln haben, als an den Besuchswochenenden beim anderen Elternteil. Als Stiefmutter kannst du hier unterstützen, indem du die Regeln und Grenzen kennst, die die Eltern für die Kinder setzen und liebevoll hilfst, diese aufrechtzuerhalten. Wer als Stiefmutter die Erziehungsregeln der leiblichen Mutter untergräbt, macht die Kinder vielleicht kurzfristig glücklich, sorgt langfristig aber für Loyalitätskonflikte.
4. Um ein entspanntes Verhältnis zur leiblichen Mutter bemühen
Auch, wenn es nicht immer leicht ist, ein gutes Verhältnis zur Ex-Partnerin des Mannes zu pflegen, hilft es den Stiefkindern sehr. Denn auch, wenn sie noch nicht alles verstehen können, können Kinder eine ablehnende Haltung zwischen ihrer Mutter und ihrer Stiefmutter sehr wohl spüren. Um das Leben als Patchwork-Familie zu erleichtern, lohnt es sich, hier über den eigenen Schatten zu springen.