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Tipps in "Volles Haus!" von der Erziehungshelferin

Ratgeber von Katharina Saalfrank: Kinder sind nicht gegen uns! So gelingt Kooperation richtig

  • Aktualisiert: 07.03.2023
  • 15:33 Uhr
  • Katharina Saalfrank
Katja Saalfrank ist zu Gast in "Volles Haus!" und gibt Tipps zur Kooperation mit Kindern
Katja Saalfrank ist zu Gast in "Volles Haus!" und gibt Tipps zur Kooperation mit Kindern© picture alliance / ZB

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei "Volles Haus!" gibt Erziehungshelferin Katharina Saalfrank Tipps.

  • Sie gibt Ratschläge zum Thema Familie und Kindererziehung. So gelingt Kooperation.

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In "Volles Haus!" gibt heute Katharina Saalfrank Ratschläge. Sie teilt Tipps zur Kooperation im Familienalltag.

Probleme in der Familie? Erziehungshelferin Katia Saalfrank gibt Ratschläge!

Wenn wir im Alltag in Machtkämpfe mit unseren Kindern geraten, haben wir oft den Eindruck, dass Kinder sich „trotzig" und widerständig, ja geradezu konfrontativ uns gegenüber verhalten. So nehmen wir ihr Verhalten schnell persönlich und haben das Gefühl, dass sie grundsätzlich auf Auseinandersetzungen und Kampf mit uns Erwachsenen aus sind. Nicht nur die Eltern von Tom haben das so empfunden. Eine andere Mutter hat es so beschrieben:

Ich habe fast das Gefühl, dass mein Sohn mich provozieren möchte und mich mit Absicht ärgern will. Er weiß ganz genau, dass er vor dem Essen seine Hände waschen muss. Das ist eine Regel bei uns, die gilt jeden Tag. Ich verstehe nicht, warum er das nicht einfach macht!

Katharina Saalfrank

Es sind oft Kleinigkeiten, die im Alltag mit unseren Kindern "schief" laufen – aus Erwachsenensicht, und wir können nicht verstehen, warum das Kind eine für uns so geringfügig erscheinende Erwartung wie das Händewaschen nicht einfach erfüllt. Ja mehr noch, wir empfinden seine Verweigerung als Angriff oder gar als "Kampfansage“.

Die Entwicklungspsychologie gibt Aufschluss

Die Einstellung, dass Kinder aufsässig sind und sich gegen uns stellen, ist unbewusst noch in uns verankert. Sie ist ein Überbleibsel aus der Geschichte der Kindererziehung, wie sie in den zurückliegenden Jahrzehnten und Jahrhunderten praktiziert wurde. Man hatte die Vorstellung, dass Kindern eine gewisse Widerständigkeit angeboren sei, die durch Erziehung unterbunden und aberzogen werden müsse.

Mittlerweile existieren aber Erkenntnisse aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen, etwa aus der Säuglingsforschung und der Entwicklungspsychologie, die besagen, dass der Mensch bereits als soziales, beziehungsfähiges Wesen geboren wird und Bindung zu anderen Personen sucht. So geht etwa die Bindungstheorie seit John Bowlby davon aus, dass alle Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Eine wichtige Erkenntnis der Entwicklungspsychologie ist, dass Kinder sich aufgrund ihrer Bindungs- und Beziehungsfähigkeit grundsätzlich mit uns verbinden und mit uns gemeinsam wirken wollen. Dass Kinder als aufsässige, widerständige Wesen geboren werden, ist also ein Irrtum.

Denn Kinder sind grundsätzlich zur Zusammenarbeit mit uns Erwachsenen bereit. Wir sollten sie in ihrer Verweigerung deshalb zunächst verstehen und ihr Verhalten ergründen. Erst dann können wir Handlungsalternativen entwickeln.

Kinder verweigern sich nicht, um uns zu ärgern, Kinder können oft einfach nicht anders. Wenn Kinder die Zusammenarbeit mit Erwachsenen verweigern, dann nur weil:

  • ein hoher Erwartungsdruck sie überfordert. Das geschieht, wenn sie sich zu lange und zu sehr nach den Wünschen und Erwartungen der Eltern richten müssen und über einen längeren Zeitraum in eine Überkooperation geraten.
  • ihr Vertrauen in die Beziehung beschädigt wird oder ihnen ganz abhanden kommt. Das geschieht, wenn sie verletzt oder gekränkt werden, ihre Persönlichkeit nicht geachtet und ihre Bedürfnisse missachtet werden.

Was heißt das genau? Stellen Sie sich vor, Sie haben liebevoll ein Essen für den Partner vorbereitet und sich viel Mühe gemacht. Und dann kommt der Partner nach Hause und kritisiert Ihr Essen: zu scharf, zu salzig, zu wenig schmackhaft. Selbst wenn es nur zwischen den Zeilen als Botschaft bei Ihnen ankommt – Sie werden sich das nächste Mal überlegen, ob Sie sich die Mühe machen. Ihr Bedürfnis danach, gesehen zu werden, wird hier übergangen, und Sie bleiben gekränkt und vielleicht auch traurig zurück. Ihre Kooperationsbereitschaft sinkt in diesem Augenblick stark. Vielleicht werden Sie sich in Zukunft verweigern, ärgerlich werden und sich "trotzig" das nächste Mal keine Mühe mehr geben und mit Ihrem Partner an dieser Stelle direkt oder auch später in Streit geraten. Die Stimmung ist hin, und Ihr Vertrauen in die Beziehung ist ein kleines Stück beschädigt.

Oder ein anderer Fall: Sie hatten einen anstrengenden Tag, mit vielen verschiedenen Terminen, wenig Zeit dazwischen, viel Druck, Ihr Chef hat Sie gerügt und schien unzufriedenen mit Ihnen – Sie fühlten sich den gesamten Tag fremdbestimmt, und die Unzufriedenheit ist mit jedem Termin gewachsen. Die Ruhe, die Sie gebraucht hätten, konnten Sie sich nicht nehmen, stattdessen mussten Sie kooperieren, mit den Kollegen und dem Chef. Und jetzt auch noch mit dem Partner? Das ist einfach irgendwann zu viel, und da ist es am Abend dann vorbei: Ihr Partner sagt ein "falsches" Wort, und Sie gehen in die Luft. Die Kooperationsbereitschaft ist aufgrund der dauerhaften Überforderung am Tag einfach ausgereizt und am Abend für Sie nicht mehr möglich.

Kennen Sie das? Genau so geht es unseren Kindern. Und wir dürfen nicht vergessen, dass dies bei Kindern auf einem ganz anderen Niveau geschieht und sie noch nicht fähig sind, sich hier selbst zu regulieren. Kinder kommen aufgrund ihrer seelisch-emotionalen Entwicklung noch viel eher an ihre Grenzen, sind viel schneller überfordert und haben nicht die sprachlichen Möglichkeiten, ihre Überforderung auszudrücken. Sie sind auf Erwachsene angewiesen, die ihre Überforderung wahrnehmen und nicht Unmögliches von ihnen verlangen. Kinder wollen also eigentlich mit uns zusammenwirken, sich an unsere Wünsche anpassen und uns alles recht machen. Und wenn sie das nicht tun, dann ist es schlicht auf zwei Punkte zurückzuführen: Sie sind entweder gekränkt oder überfordert.

So können wir an dieser Stelle einen Schritt zurückgehen und verstehen: Das Verhalten ist nicht gegen uns gerichtet: Das Kind kann gerade nicht anders und ist in einer seelischen Not, die es mit seinem Verhalten auszudrücken versucht.

Manchmal ist es einfach so. Auch wir Erwachsene haben anstrengende Tage und kommen an unsere Grenzen. Es kann passieren, dass die Überforderung bei großen und kleinen Menschen aufeinandertrifft und dann alles in einem Machtgerangel und Geschrei endet. Tatsache ist jedoch auch, dass beide – Kinder und Eltern – sich unverstanden fühlen und unglücklich in diesem "Gegeneinander" zurückbleiben. Wir können das nicht immer vermeiden. Aber öfter! Wenn wir nämlich wissen, dass Kinder Teamworker und nicht grundsätzlich widerständig sind, dann können wir diese Erkenntnis in solchen Momenten nutzen.

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Wenn sich ein Kind verweigert

5 Impulse, wenn sich dein Kind verweigert:

  1. Prüfe deinen Tagesablauf: Wie eng ist er getaktet, wo müssen Kinder kooperieren? Versuche an Übergängen mehr Zeit einzuplanen.
  2. Der Ton macht die Musik: versuche Abwertungen zu unterlassen und bleibe klar, freundlich und wertschätzend.
  3. Steig aus dem Kampf aus und versuche Regelungen und Kompromisse mit deinem Kind zu finden.
  4. Frag ernsthaft nach: Was ärgert dich? Worum geht es dir genau? Hast du eine Idee für eine gemeinsame Lösung?
  5. Signalisiere Verständnis dafür, dass dein Kind etwas anderes will und mach deutlich, dass du gleichzeitig an einem Kompromiss interessiert bist.

Aus: Kindheit ohne Strafen - Katharina Saalfrank, Diplom-Pädagogin & Therapeutin, Eltern- und Familienberatung

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